Interview mit Danielle Berg: Selbstvertrauen

Ich bin Danielle Berg in The Content Society begegnet. Damals schrieb sie in ihrem Blog über ihre unerwartete Diagnose Brustkrebs. Besonders aufgefallen sind mir damals schon ihre Selfies mit positiver Ausstrahlung. 

Heute schreibt sie in ihrem Blog für Kinder, Jugendliche und Eltern zum Thema Selbstvertrauen aus systemischer Sicht. Dabei ist ihr sympathisches Lächeln geblieben. Und genau deshalb freue ich mich, dass ich sie heute zum Thema Selbstvertrauen, Systemische Beratung und Haltung interviewen darf.


Denielle Berg
Das ist Danielle Berg. Mit einem Selfie selbstverständlich.

Was bedeutet Selbstvertrauen für dich?

Selbstvertrauen heißt für mich, sich selbst zu vertrauen und sich selbst auch etwas zuzutrauen. Wir zögern, Dinge zu tun und die Komfortzone zu verlassen, weil wir es uns selbst nicht zutrauen.

Immer wieder stehe ich vor Herausforderungen und weiß nicht, wie ich sie meistern kann. Ich habe gelernt, dass ich das erst erfahre, wenn ich los gehe und die ersten Schritte des Weges bestreite. Ich vertraue darauf, dass es klappen wird. 

Selbstvertrauen bedeutet für mich auch, zu seinen Fehlern und Schwächen zu stehen. Denn natürlich läuft nicht immer alles nach Plan. Fehler und Rückschläge sind ok und bieten uns die Möglichkeit, daraus zu lernen und neue Strategien zu entwickeln, um möglicherweise über andere Wege zum Ziel zu kommen.

Selbstvertrauen ist eng verbunden mit Selbstbewusstsein – also sich seiner selbst bewusst zu sein. Selbstbewusstsein bedeutet für mich, sich seiner Stärken und Fähigkeiten bewusst zu sein und auch zu reflektieren, an welchen Stellen man sich noch weiterentwickeln darf.

Gibt es einen natürlichen Feind des Selbstvertrauens?

Ein großer Feind des Selbstvertrauens ist der innere Kritiker, den wir alle – mal mehr, mal weniger ausgeprägt – in uns tragen. Dieser wird bereits in der Kindheit gefüttert: durch Leistungsdruck von außen, durch Überbehütung und durch zu viele negative Erfahrungen.

Ein 2. Feind des Selbstvertrauens sind Menschen, die einen nicht in seiner ganzen Persönlichkeit ernst nehmen und dir von außen immer einreden, dass du sowieso scheitern wirst.

Welche Rolle spielt deine Ausbildung zur Systemischen Beraterin und zum “ich-schaff´s” Coach dabei?

Ich habe Software-Entwicklung gelernt. Dort ist es wichtig, sich auf die Lösung zu fokussieren. Es gibt immer eine Lösung. Die Frage ist: Wie aufwändig ist sie?

Ich habe gelernt – in persönlicher Erfahrung und in der systemischen Ausbildung- den Blick ganz auf die persönlichen Ressourcen zu richten: sowohl meine eigenen als auch die meiner Klientinnen und Klienten. Ressourcen sind die inneren Stärken und Fähigkeiten. Das ist der eine Teil. Der andere wichtige Teil sind die Menschen, die uns unterstützen oder hilfreiche Methoden.

Als systemische Beraterin und “ich schaff’s”-Coach unterstütze ich heute vor allem Kinder und Jugendliche dabei, mehr Selbstvertrauen aufzubauen. Gemeinsam richten wir den Blick darauf, was gut läuft oder was “trotz allem” funktioniert. Wir erarbeiten gemeinsam die nächsten kleinen Schritte in Richtung Wunschziel. In der heutigen Leistungsgesellschaft sind die Kinder und Jugendlichen oft überrascht, was eigentlich alles bereits in ihnen steckt. 

Gerade beim ich schaff’s-Programm geht es darüber hinaus, sich seines Unterstützer-Netzwerks bewusst zu machen und die Kinder und Jugendlichen zu fragen:

  • Was macht dich zuversichtlich, dass du deine Herausforderung meistern wirst? (Immerhin haben sie ja den Aufwand betrieben und zur Beratung gekommen, also gehe ich davon aus, dass sie zuversichtlich sind, etwas verändern zu können).
  • Was macht deine Unterstützer (Eltern, Lehrer, etc.) zuversichtlich? (Vielleicht, weil das Kind bzw. der/die Jugendliche schon ganz andere Dinge geschafft hat im Leben).

Dein Motto ist “Selbstvertrauen – Klarheit – Leichtigkeit”. Gibt es dazu eine Geschichte?

Menschen kommen mit ähnlichen Themen zu mir. Sie haben den Wunsch, mehr Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein zu erlangen: sei es für sich selbst oder für die eigenen Kinder. Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein erlangen die Menschen in meinen Beratungen und Coachings, weil ich ihnen mit viel Ruhe und Klarheit ganz neue Sichtweisen auf ihre Herausforderungen und auf sie selbst biete. 

Mit Hilfe des neu gewonnenen Selbstvertrauens und der Klarheit lassen sich dann auch zukünftige Fragestellungen mit mehr Leichtigkeit angehen. Entscheidungen lassen sich leichter treffen, wenn man auf seine eigenen Stärken und Fähigkeiten vertrauen kann. Rückschläge und Fehler kannst du besser akzeptieren, wenn du weißt, dass sie nur ein Teil des Wegs sind – vielleicht ein kleiner notwendiger Umweg – um die richtige Strategie zu finden.

Selbstvertrauen muss aus dem Inneren wachsen und darf nicht abhängig sein von der Resonanz anderer auf die eigene Person.

Gerhardt Ortner (1969*)

Was war dein persönlich wichtigster Aha-Moment bezüglich Selbstvertrauen?

Ein ganz wichtiger AHA-Moment war mit Sicherheit meine Brustkrebserkrankung. Hier habe ich gelernt, dass es Dinge im Leben gibt, die sich einfach nicht beeinflussen lassen. Die Zeit hat mich gelehrt, dass mein Selbstvertrauen immer dann gestärkt ist, wenn ich das Gefühl habe, selbst etwas bewirken zu können. Das können auch ganz kleine Dinge sein. Im Falle meiner Brustkrebserkrankung zum Beispiel hatte ich – wenn auch nur ganz minimal – Einfluss auf meine Chemotherapie-Termine, so dass ich zumindest nicht an meinem Geburtstag an der Nadel hängen musste. Stattdessen habe ich den Termin einfach um einen Tag nach hinten verschoben.

Der andere AHA-Moment ist bei mir der Sport. In der Schule war Sport bei mir immer verbunden mit Frust. Ich war einfach nicht in der Lage, auch nur annähernd sportlich mit den anderen mitzuhalten. Als ich meinen Mann kennenlernte, hatte ich plötzlich jemanden an meiner Seite, der mir sportliche Aktivitäten zutraute und seit fast 10 Jahren habe ich dazu eine Trainerin und Freundin, die so viel mehr in mir sieht als ich selbst. Und das wiederum gibt mir Selbstvertrauen und Motivation, sodass Sport ein wichtiger Teil meines Lebens geworden ist. Manchmal ist es eben der Blick von außen (das oben genannte Unterstützernetzwerk), das für die eigene Selbsterkenntnis notwendig ist.

Wie kann ein Kind oder Jugendlicher sein Selbstvertrauen trainieren?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Kinder und Jugendliche ihr Selbstvertrauen trainieren können. Ganz wichtig ist, dass sie sich immer wieder ausprobieren, indem sie immer mal wieder ihre Komfortzone verlassen. Damit meine ich nicht, dass sie gleich den nächsten Termin zum Bungee-Jumping buchen sollten. Viel wichtiger sind die vielen ganz kleinen Schritte. Sie könnten z.B. mal versuchen, einen anderen Weg (oder ein anderes Verkehrsmittel) zur Schule zu nutzen. 

Wichtig ist nach meiner Erfahrung, dass sie sich ihrer kleinen kleinen Erfolge und Fortschritte auch bewusst werden. Hier können sie beispielsweise ein Erfolgsjournal schreiben oder jeden kleinen Erfolg auf einen Zettel schreiben und in einem Glas sammeln. In einer ruhigen Minute lohnt es sich dann, diese dokumentierten Erfolge hervorzuholen und nochmal nachzulesen, was sie eigentlich alles schon geschafft haben. Zum Thema “Erfolge sichtbar machen” habe ich neulich einen eigenen kleinen Blogartikel geschrieben.

Eine weitere Möglichkeit ist es, sich zu fragen, welche unterstützenden Menschen man eigentlich in seinem Netzwerk hat und dieses Netzwerk auch aktiv zu nutzen – denn ja, man darf sich helfen lassen im Leben und muss nicht immer alles allein schaffen. 

Wie können Eltern gerade in der Pubertät Selbstvertrauen fördern und wertschätzen?

Die Pubertät ist eine große Zeit der Veränderung – sowohl für die Kinder, als auch für die Eltern. Mehr und mehr wachsen die Kinder zu Erwachsenen heran und das sorgt bekanntlich für jede Menge Verunsicherung und Chaos im Kopf. 

Ich glaube, wir Eltern dürfen unseren Kindern in dieser Zeit sehr viel zutrauen und Aufgaben und Entscheidungen in ihre Verantwortung zu übergeben.

Das heißt aus Elternsicht: den Kindern eben nicht rasenmäherartig sämtliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen und stattdessen unseren Kindern erlauben, ihre eigenen Fehler zu machen. Nur, wenn Kinder auch mal auf die Nase fallen, können sie lernen, wieder aufzustehen. Wir dürfen also unseren Kindern zutrauen, dass sie ihre Herausforderungen meistern werden und dennoch sollten wir unterstützen, wenn es (wirklich) notwendig ist. Eltern sollten jedoch ihre Hilfe nicht einfach überstülpen, sondern einfach da sein und die Kinder ermutigen, nach Hilfe zu fragen, wenn sie es brauchen.

Zur Förderung von Selbstvertrauen gehört natürlich auch eine wertschätzende Kommunikation. Dazu zählen meiner Ansicht nach: die Meinung des Gegenüber ernst zu nehmen und aktiv zuzuhören. Man muss mit seinem Kind nicht immer einer Meinung sein und alles gutheißen, was das Kind tut, aber man kann versuchen, die Beweggründe des anderen nachzuvollziehen, um dann eine gemeinsame Lösung zu finden.

Danielle Berg

Danielle Berg ist systemische Beraterin, Life-Coach, Prozessbegleiterin und Trainerin für Motivation, Zeitmanagement und Selbstmanagement.

Sie ist Expertin für lösungsfokussierte Sichtweisen. Sie liebt es, mit Kindern und Jugendlichen, einzeln oder gleich im Klassenverband zu arbeiten.

Du findest alle Informationen und die Kontaktdaten von Danielle auf:

www.danielle-berg.com

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