Ist dein Partner wirklich schuld? – Erfahre die Ursache für die Suche im Außen

Du fährst als Kind mit dem Fahrrad. Bähm – landest du in der Hecke. Die ersten Tränen laufen über dein Gesicht. Da hörst du deinen Vater: „So eine blöde Hecke!“ Ja, denkst du, die Hecke ist wirklich doof. Die Tränchen versiegen. Du rappelst dich auf und weiter geht die wilde Fahrt.
Aber mal ehrlich, kann eine Hecke in den Weg springen? Natürlich nicht! Doch solche Reaktionen sind typisch – wir lernen, die Schuld im Außen zu suchen (oder bringen anderen bei, die Schuld im Außen zu finden). Statt festzustellen, dass du noch Übung brauchst und das Gefühl der Trauer zu fühlen, beendet das Suchen und Finden das unangenehme Gefühl.
Was hat das für Auswirkungen? Wie kannst du das ändern? Genau darum geht es hier.

Warum ist es uns wichtig, die Schuld zu finden?

Ganz einfach: Es ist einfacher, die Schuld irgendwo anders zu suchen. Der Computer spinnt? Draufhauen! Das Fahrrad kracht in die Hecke? Die blöde Hecke ist schuld. Die Beziehung läuft nicht? Falsche PartnerIn. Indem wir die Schuld abwälzen, entlasten wir uns kurzzeitig von unangenehmen Gefühlen wie Ärger, Enttäuschung oder Scham.

Das Problem ist, dass wir damit nichts lernen und uns von unseren Gefühlen abkapseln. Statt die eigentlichen Ursachen zu erkennen, wie zum Beispiel, mir fehlt noch wissen über das Computerprogramm, ich kann noch nicht gut Rad fahren, mit üben wird das, richten wir unseren Frust auf etwas oder jemanden, der gar nichts dafür kann.

Ich bin Jutta Büttner.
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Jutta Büttner mit Sonnenbrille auf einer Düne in der marokkanischen Wüste freut sich über eine Pause beim Trekking.

Folgen in der Beziehung

In der Beziehung hat das Suchen nach Schuld im Außen negative Folgen. Wenn du nach einem Streit deinem Partner die Schuld zuschiebst – „Du machst immer alles falsch!“ – dann baust du eine Mauer zwischen euch auf. Dabei ist es gleichgültig, ob du es denkst oder aussprichst.

Statt nach einer Lösung zu suchen, entfernt ihr euch emotional voneinander. Das Vertrauen leidet, und kleine Probleme werden schnell zu großen. Durch die gewaltfreie Kommunikation kannst du lernen, dass deine Gefühle genau das sind: Gefühle. Es ist gut, sie im Körper wahrzunehmen. Sie helfen dir, dich mit dir selbst zu verbinden. Jedes Gefühl ist daher willkommen und hat seinen Sinn.

Weiterführend: Attributionstheorie und fundamentaler Attributionsfehler

Die Attributionstheorie beschäftigt sich damit, wie Menschen die Ursachen für ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer erklären. Dabei neigen wir dazu, unsere eigenen Fehler äußeren Umständen zuzuschreiben, während wir bei anderen eher deren Persönlichkeit verantwortlich machen. Das nennt man den fundamentalen Attributionsfehler.

Zum Beispiel: Wenn wir zu spät zur Arbeit kommen, sagen wir, dass der Verkehr schuld war. Wenn ein Kollege zu spät kommt, denken wir, er sei unorganisiert.

Wir parken ein und haben Verständnis, wenn es nicht klappt. Es ist eine kleine Lücke, ein Fahrer der uns nervös macht oder eine Ausnahme. Wenn wir einen Fahrer sehen, der rangiert, um in den Parkplatz zu kommen, dann ist es ein schlechter Fahrer.

Attributionsfehler: Warum machen wir das?

Diese Verzerrung hilft uns, unser Selbstwertgefühl zu schützen. Indem wir die Schuld auf äußere Umstände schieben, müssen wir uns nicht mit unseren eigenen Schwächen auseinandersetzen. Dies kann kurzfristig erleichternd sein, verhindert aber langfristig, dass wir aus unseren Fehlern lernen und unser Verhalten verbessern.

Negative Folgen in der Beziehung: Ich vermeide, meine Gefühle zu fühlen. Stattdessen nehme ich eine Abkürzung. Die Anstrengung, die Situation zu analysieren, fällt gar nicht erst an. Ich entferne mich von mir selbst. Denn ich erforsche nicht meine Bedürfnisse oder wo ich mich selbst verändern sollte.

Diese Theorien sind gut erforscht und finden sich in vielen psychologischen Studien, die das menschliche Verhalten in sozialen Interaktionen analysieren.

Dein anderer Weg

Die Methode Gewaltfreie Kommunikation zeigt einen anderen Weg. Anstatt die Schuld im Außen zu suchen, frage dich: Was fühle ich gerade wirklich? Und was brauche ich in dieser Situation? So lernst du, mit deinen Gefühlen besser umzugehen und konstruktiver zu reagieren – sei es, dein Kind liebevoll zu trösten oder selbst kurz durchzuatmen, bevor du handelst oder dich in einem freundlicheren Modus deiner Partner*in zuzuwenden.

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