Warum du dich fragst: ‚Will ich die Beziehung überhaupt noch?‘ – 3 Warnsignale, die du nicht ignorieren solltest

„Will ich diese Beziehung überhaupt noch?“ Diese Frage stellte ich mir selbst vor einigen Jahren jeden Morgen beim Aufwachen. Das schwere Gefühl in der Brust, die Erschöpfung nach jedem Gespräch, die ständige Anspannung – all das waren Signale, die ich zu lange ignoriert habe. Laut einer umfassenden Studie des Gottman-Instituts aus 2023 stellen sich etwa 70% aller Paare in langjährigen Beziehungen mindestens einmal diese fundamentale Frage. Du bist also nicht allein mit deinen Zweifeln.

Als Psychologin und Paartherapeutin begegne ich dieser Frage täglich in meiner Praxis. Ich unterstütze dich direkt hinter diese Frage zu schauen. Ich erlebe beide Seiten: Die Veränderung von Meckern und Nörgeln zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe oder das Festhalten an einer Beziehung, bei der ein Partner eine Wand hochgezogen hat.

In diesem Artikel zeige ich dir die drei tiefgreifenden Warnsignale, die hinter der Frage „Will ich die Beziehung überhaupt noch?“ stehen. Du wirst verstehen, warum du diese Zweifel hast und was sie über deine Beziehungsdynamik verraten. Dieser Blick unter die Oberfläche ist der erste wichtige Schritt, um bewusste Entscheidungen zu treffen. Die Entscheidung für einen Neuanfang in deiner bestehenden Beziehung oder einen Neuanfang ohne deinen Partner.

Warum ist die Frage „Will ich die Beziehung noch?“ ein entscheidendes Warnsignal?

Die Frage, ob du deine Beziehung überhaupt noch willst, ist ein Alarmzeichen, das auf tiefere Probleme hindeutet. Wahrscheinlich hast du viele Enttäuschungen, Konflikte und unerfüllte Bedürfnisse erlebt. Deine Hoffnung, dass es wirklich Veränderung gibt, ist immer wieder bei Null.

Was ist der Unterschied zwischen normalen Zweifeln und tiefgreifende Unzufriedenheit?

In jeder Beziehung gibt es Momente des Zweifels. Das ist normal. Nach einem heftigen Streit, in stressigen Lebensphasen oder wenn ihr euch auseinandergelebt habt, können vorübergehende Unsicherheiten aufkommen. Das ist situativer Zweifel. Er unterscheidet sich grundlegend von tiefgreifender Unzufriedenheit.

Wenn du morgens aufwachst und dich diese Frage wie ein schwerer Stein in der Magengegend begleitet, wenn sie dich in ruhigen Momenten überfällt oder wenn du merkst, wie du dir ein Leben ohne deinen Partner ausmalst – dann sprechen wir von einer tiefgreifenden Störung, die nicht ignoriert werden sollte.

Genauso ging es beispielsweise Paul. Seine Gedanken kreisten darum, wie er verhindert das seine Partnerin zu bestimmten Freunden mitkommt. Ein krasses Alarmzeichen, dass er für sich nach unserer Zusammenarbeit auflösen konnte.

Jutta Büttner lehnt an einer Wand und freut sich auf einen Anruf.

Hi, ich bin Jutta

Ich begleite Menschen auf ihrer ganz persönlichen Beziehungsreise.
Als Psychologin und Coach arbeite ich mit Herz, Klarheit und einem feinen Gespür für das, was hinter dem Streit liegt.
Du musst nicht perfekt sein. Nur bereit, hinzuschauen.

Haben Beziehungszweifel einen Sinn?

Aus evolutionsbiologischer Sicht haben Beziehungszweifel einen wichtigen Zweck: Sie schützen uns davor, in Verbindungen zu bleiben, die uns langfristig schaden könnten. Unser Unterbewusstsein registriert subtile Signale wie emotionale Vernachlässigung, mangelnden Respekt oder unerfüllte Grundbedürfnisse. Das tut das Unterbewusstsein lange bevor unser Großhirn diese bewusst verarbeitet.

Die Frage „Will ich die Beziehung noch?“ ist ein Schutzmechanismus. Sie zwingt dich innezuhalten und zu überprüfen, ob diese Partnerschaft dir mehr Energie gibt als sie nimmt. In meiner Praxis sehe ich diese Frage als ersten bewussten Ausdruck eines unterschwelligen Gedankens, der vielleicht schon Monate oder Jahre gedacht wurde.

Warum taucht diese Frage spät auf?

In meiner Arbeit als Paartherapeutin habe ich festgestellt: Diese Frage taucht erst auf, wenn bestimmte emotionale Grenzen überschritten wurden. Viele Menschen haben eine erstaunliche Toleranz für Unzufriedenheit in Beziehungen. Hier denke ich an Andrea und Holger, die seit 1989 ein Paar sind und jetzt den Weg in meine Praxis gefunden haben. Menschen sind Meister darin, sich anzupassen, ihre Erwartungen zu senken, Probleme zu rationalisieren und auf Besserung zu hoffen.

Diese Anpassungsfähigkeit ist wertvoll. Wir können uns in der Beziehung weiterentwickeln. Andererseits führt sie dazu, dass die kritische Frage nach dem „Weiter so?“ oft erst gestellt wird, wenn die emotionalen Reserven nahezu erschöpft sind. Wenn du an diesem Punkt angekommen bist, hast du wahrscheinlich schon viele kleinere Warnsignale übersehen oder verdrängt. Dann ist es wichtig, wirklich loszugehen wie Andrea und Holger. Trotz eine langen Geschichte von Verletzungen, enttäuschten Erwartungen haben sie ihre Kommunikation so verändert, dass sie sich gegenseitig schätzen.

Was kosten die ständigen Zweifel an der Beziehung?

Der Widerspruch zwischen „Ich sollte glücklich sein“ und „Ich bin nicht glücklich“ erzeugt innere Spannungen, die sich in verschiedenen Symptomen äußern können:

  • Chronische Erschöpfung und Energiemangel
  • Konzentrationsschwierigkeiten im Alltag
  • Reizbarkeit und emotionale Instabilität
  • Schlafstörungen und Grübeln
  • Psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenschmerzen

Für mich wurde diese innere Zerrissenheit irgendwann körperlich spürbar. Ich erinnere mich, wie ich nachts wach lag und dachte “Ich kann ihn nicht mehr riechen. Er riecht richtig schlecht.”. Mein Körper signalisierte mir längst, was mein Verstand noch nicht wahrhaben wollte: Diese Beziehung war gekippt.

Wenn du die Frage „Will ich die Beziehung noch?“ nicht nur flüchtig denkst, sondern sie dich beharrlich verfolgt, ist es Zeit, genauer hinzuschauen. Das musst du nicht alleine tun. Der erste Schritt in meinem Programm WertSchatz ist die IST-Analyse.

Warnsignal 1: Das Schweigen hat die Gespräche ersetzt

Erinnerst du dich an den Beginn eurer Beziehung? (also an den Beginn jeder Beziehung) Die endlosen Gespräche, das Gefühl, dem anderen alles erzählen zu wollen, die tiefe Verbindung durch Worte? Ein untrügliches Warnsignal, dass du dich von deiner Beziehung emotional distanzierst, ist, wenn an die Stelle dieser lebendigen Kommunikation eine bedrückende Stille getreten ist oder du dieser Stille ausweichst, in dem du den gesamten Tagesablauf so gestaltest, dass ihr euch nicht mehr trefft.

Genauso ging es Steffie und Markus. Er arbeitet 2-Schicht und sie in einem normalen Job. In der einen Woche ging er früh aus dem Haus, besuchte kurz seine Mutter und fuhr dann in den Garten. Sie aß schon früh abend und ging ins Bett bevor er nach Hause kam. Hatte er Spätschicht, war sie schon aus dem Haus, wenn er aufstand und sie schlief, bevor er nach Hause kam. Sie beschrieb es so „Bin ich im Haus, ist er draußen. Ist er im Haus, gehe ich in den Garten.“

Was sind die verschiedenen Arten des Schweigens in Beziehungen?

Nicht jedes Schweigen ist gleich. In meiner Arbeit mit Paaren habe ich verschiedene Arten identifiziert, die alle auf tiefere Probleme hindeuten:

Das resignierte Schweigen: „Es hat ja doch keinen Sinn mehr.“ Wenn du aufgehört hast, deine Bedürfnisse und Wünsche zu äußern, weil du nicht mehr glaubst, dass sich etwas ändern wird. Er/Sie hört dich einfach nicht. Dieses Schweigen ist oft das Ergebnis vieler gescheiterter Gesprächsversuche.

Das schützende Schweigen: „Besser nichts sagen als wieder streiten.“ Du vermeidest bestimmte Themen komplett, um Konflikte zu umgehen. Kurzfristig schafft dies eine Illusion von Frieden, langfristig wächst jedoch die Distanz.

Das passive-aggressive Schweigen: „Soll er/sie doch selbst drauf kommen.“ Statt Probleme direkt anzusprechen, ziehst du dich zurück und hoffst, dass der andere die Botschaft hinter deinem Schweigen versteht. (Das tun Paare wirklich lange, auch wenn es nicht funktioniert.)

In meiner Praxis erlebe ich, dass sich dann Gespräch ausschliesslich um Alltäglichkeiten drehen: „Brauchen wir ein Geschenk für deine Mutter?“ „Wer holt die Kinder ab?“ Die tieferen Ebenen der Kommunikation über Träume, Wünsche oder Ängste verstummen. Es gibt keine Verbindung mehr.

Was sind die emotionalen Bedürfnisse unter der Oberfläche?

Bedürfnisse bleiben bestehen. Unsere Bedürfnisse verschwinden nicht, nur weil wir aufhören, sie auszusprechen. Sie existieren weiter unter der Oberfläche. Menschen sind kommunikative Wesen. Wir brauchen den Austausch, besonders mit unseren engsten Bezugspersonen.

In meiner Praxis sehe ich häufig, dass besonders die „Beziehungsmotoren“ – meist Frauen zwischen 30-50 Jahren, die die emotionale Arbeit in der Beziehung übernehmen – irgendwann verstummen. Sie haben so oft versucht, Gespräche zu initiieren, ihre Gefühle zu erklären und Lösungen zu finden, dass sie schließlich erschöpft aufgeben.

Wie Anna im schweigenden Paar aus meiner Fallsammlung: „Ich fühle mich ausgenutzt und einsam, obwohl mein Partner jeden Abend neben mir einschläft.“ Sie schluckt ihre Enttäuschung hinunter, um eine Auseinandersetzung zu vermeiden, während innerlich ihre Verbitterung wächst. Diese Verbitterung und das Verstummen lösten wir in der Zusammenarbeit im Programm WertSchatz auf. Fröhlich erzählte sie in der letzten Stunde, sie habe wirklich einiges gedreht.

Was ist der Teufelskreis aus Schweigen und Entfremdung?

Je mehr wir schweigen, wegstecken und scheinbar Harmonie herstellen, desto mehr entfremden wir uns. Einmal begonnen, verstärkt sich das Schweigen oft selbst in einem gefährlichen Kreislauf:

  1. Du sprichst Bedürfnisse und Probleme nicht mehr an
  2. Die ungelösten Probleme wachsen
  3. Der innerliche Abstand vergrößert sich
  4. Die Hemmschwelle für echte Gespräche steigt
  5. Die Fähigkeit zur offenen Kommunikation verkümmert
  6. Der Gedanke „Will ich diese Beziehung überhaupt noch?“ taucht immer häufiger auf

Das Traurige daran: Je länger dieser Kreislauf anhält, desto schwieriger wird es, ihn zu durchbrechen. Wer nicht mehr miteinander redet, trainiert den Kommunkationsmuskel nicht. Dann braucht es Unterstützung durch eine Paartherapeutin.

Warum leiden besonders „Beziehungsmotoren“?

In meiner Arbeit sehe ich immer wieder ein typisches Muster: Ein Partner (häufig die Frau) gibt mehr ‚Energie in die Beziehung. Sie beginnt Gespräche, spricht Probleme an und bemüht sich um Lösungen. Dieser „Beziehungsmotor“ trägt die Hauptlast der emotionalen Verbindungsarbeit.

Wenn dieser Mensch verstummt, ist das ein alarmierendes Zeichen. Die Person, die sich am meisten um die emotionale Gesundheit der Beziehung bemüht hat, hat nun aufgegeben.

In meiner eigenen Geschichte war ich dieser Beziehungsmotor. Ich erinnere mich an den Moment, als ich realisierte, dass ich aufgehört hatte, meinem Partner von meinen Erlebnissen, Freundinnen oder Arbeitskolleginnen zu erzählen. Das war mein Selbstschutz. Ich wollte einfach nicht mehr erleben, dass er sich nichts merkt. Er machte sich nicht die Mühe, sich Namen oder Geschichten zu behalten (das war jedenfalls meine Interpretation zu diesem Zeitpunkt). Das tut so weh. Für mich war das ein Zeichen seiner Gleichgültigkeit.

Wenn du feststellst, dass das Schweigen in eurer Beziehung zur Normalität geworden ist, ist das mehr als nur eine Kommunikationsstörung. Es könnte sein, dass du dich auf den Abschied vorbereitest. Dabei ist es nie zu spät, mit dem anderen daran zu arbeiten, wieder in Verbindung zu kommen. Erinnere dich an Steffie und Markus, der in der Schicht gearbeitet hat. Heute sind sie glücklich, wieder Zeit miteinander zu verbringen.

Warnsignal 2: Du fühlst dich einsamer mit deinem Partner als ohne ihn

Es klingt paradox, aber es ist eine Erfahrung, die mir viele meiner Klientinnen und Klienten in der Paartherapie beschreiben: „Ich fühle mich nirgendwo so einsam wie neben meinem Partner.“ Diese spezielle Form der Einsamkeit ist besonders schmerzhaft, weil sie dort auftritt, wo eigentlich Verbindung, Nähe und Verständnis sein sollten.

Das Paradox der Einsamkeit zu zweit

Die Einsamkeit in einer Beziehung hat eine andere Qualität als das Alleinsein. Wenn du allein bist, erwartest du keine emotionale Verbindung. In einer Partnerschaft jedoch ist die emotionale Nähe ein zentrales Versprechen. Wenn dieses Versprechen unerfüllt bleibt, entsteht ein Schmerz.

Ein typisches Beispiel aus meiner Praxis: Maria und Stefan bringen die Kinder ins Bett. Dabei schläft Stefan ein. Maria beginnt während sie wartet, die Unterlagen zu sortieren. Endlich erscheint Stefan. Jetzt möchte Maria die Aufgabe fertig machen. Stefan sieht es nicht ein, zu warten. Er startet sein Fitnessprogramm. Beide fühlen sich unverstanden und allein, obwohl sie zur gleichen Zeit in der Wohnung sind.

Es war schön zu sehen, wie beide über die Zusammenarbeit in WertSchatz wieder Zeit miteinander verbringen. Diese Zeit ist die Möglichkeit Verbindung zu erleben.

Wie wirkt emotionale Isolation im Gehirn?

Die empfundene Einsamkeit in einer Beziehung löst im Gehirn ähnliche Reaktionen aus wie physischer Schmerz. Studien zeigen, dass soziale Ausgrenzung und emotionale Isolation dieselben Hirnregionen aktivieren wie körperliche Verletzungen.

Wenn du dich von deinem Partner über längere Zeit nicht gesehen, gehört oder verstanden fühlst, gerät dein Nervensystem in einen chronischen Stresszustand. Das Gefühl „Ich bin mit dir, aber niemand ist für mich da“ aktiviert tief sitzende Ängste.

Für viele meiner KlientInnen äußert sich diese Einsamkeit in Symptomen wie:

  • Einem drückenden Gefühl in der Brust, wenn sie mit dem Partner zusammen sind
  • Dem Bedürfnis, die gemeinsame Wohnung zu verlassen, um „Luft zu bekommen“
  • Einer größeren emotionalen Offenheit gegenüber Freunden als gegenüber dem Partner
  • Der Erfahrung, sich in Gesellschaft des Partners „unsichtbar“ zu fühlen

Welche unterschiedlichen Bedürfnisse nach Nähe führen zum Gefühl der Einsamkeit?

Oft sehe ich in meiner Arbeit das klassische Nähe-Flucht-Muster (nach E. Mavis Hetherington): Ein Mensch klopft an die Tür, der andere macht nicht auf. Das Klopfen wird stärker, steigert sich zum Hämmern. Die Tür bleibt zu. Je mehr der eine Partner die Verbindung sucht, desto mehr zieht sich der andere zurück. Das ist ein Teufelskreis, der tiefe Einsamkeitsgefühle auf beiden Seiten erzeugt.

Wie bei Monika und Jan aus meiner Fallsammlung. Sie funktionieren als Eltern, aber nicht als Paar. Die Frage „Was wollen wir?“ wird ersetzt durch „Was ist jetzt das wichtigste für die Kinder?“. Obwohl beide die Intimität vermissen, traut sich keiner, den ersten Schritt zu machen. Denn gewollt werden ist wichtig.

Warum reden wir uns ein, dass Einsamkeit zu zweit „normal“ ist?

Diese Normalisierung ist ein Schutzmechanismus. Es ist leichter zu glauben, dass alle Beziehungen irgendwann in emotionale Distanz münden, als sich einzugestehen, dass die eigene Partnerschaft grundlegende Bedürfnisse nicht mehr erfüllt.

„Das ist eben so nach ein paar Jahren“ – diesen Satz höre ich oft, wenn KlientInnen ihr Gefühl der Einsamkeit in der Beziehung rechtfertigen wollen. Es ist erstaunlich, wie bereitwillig wir akzeptieren, dass Verbindung und Mitfühlen mit der Zeit schwinden „müssen“.

Besonders „Beziehungsmotoren“ neigen dazu, diese Einsamkeit lange zu tolerieren. Sie senken ihre Erwartungen immer weiter, bis sie schließlich selbst nicht mehr wissen, was sie eigentlich brauchen und verdienen. Wie Claudia aus meiner Praxis, die nach 8 Jahren Ehe sagte: „Ich habe mich so sehr an die Einsamkeit gewöhnt, dass ich gar nicht mehr weiß, wie es sich anfühlt, wirklich mit jemandem verbunden zu sein.“

Wenn du merkst, dass du dich in Gegenwart deines Partners einsamer fühlst als allein, wenn Gespräche mit Freundinnen wichtiger sind als der Austausch in deiner Beziehung, dann ist das kein „normaler“ Zustand, sondern ein deutliches Warnsignal.

Warnsignal 3: Du hast aufgehört, von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen

Eine Warnsignale in einer Beziehung ist, wenn du bemerkst, dass deine Zukunftsvorstellungen deinen Partner nicht mehr einschließen. Diese Veränderung geschieht schleichend. Sie beginnt mit dem Theaterabo mit Freundinnen. Dem Kurzurlaub mit dem Blasorchester und den vielen Verabredungen ohne sie/ihn. Und endet damit, dass du innerlich loslässt, nichts mehr erwartest.

Warum sind gemeinsamer Zukunftsvisionen wichtig?

Gesunde Beziehungen leben von gemeinsamen Träumen und Plänen. Das „Wir“ in „Wir könnten nächstes Jahr nach Kambodscha reisen“ oder „Irgendwann wollen wir ein Haus am See“ schafft ein emotionales Band, das über den Alltag hinausreicht. Diese geteilten Zukunftsvisionen sind der Klebstoff, der Paare auch durch schwierige Zeiten trägt.

In meiner therapeutischen Arbeit frage ich Paare oft nach ihren gemeinsamen Träumen. Die Antworten verraten viel über den Zustand einer Beziehung. Wenn beide Partner lebendig und begeistert von gemeinsamen Plänen erzählen können, ist das ein gutes Zeichen – selbst wenn sie aktuell Probleme haben.

Ich erinnere mich an ein Paar in meiner Praxis, Michael und Ulrike, beide Mitte fünfzig und seit 18 Jahren verheiratet. Als ich sie nach ihren Zukunftsplänen fragte, antwortete Michael sofort: „Ich habe meine Firma verkauft, damit wir mehr Reisen können. Die Kinder haben ihr Leben und wir unseres.“ Ulrike hingegen sagte entschieden: „Ich habe so lange auf Enkelkinder gewartet. Ich lasse mir das nicht entgehen, dass ich jetzt Oma bin.“ Bemerkenswert war nicht der unterschiedliche Inhalt ihrer Träume, sondern dass Ulrikes Traum Michael nicht mehr einschloss.

Wie verschwindet das „Wir“ aus deinen Zukunftsgedanken?

Wenn du bei Gedanken an die Zukunft bemerkst, dass du automatisch in der Ich-Form denkst statt in der Wir-Form, ist das ein wichtiges Signal. Vielleicht ertappst du dich dabei, wie du dir ausmalst, wie dein Leben in fünf Jahren aussehen könnte – und dein Partner kommt in diesen Vorstellungen nicht vor.

Oder du planst unbewusst nur noch kurzfristig, vermeidest längerfristige Bindungen oder Verpflichtungen. Du zögerst, gemeinsame Reisen Monate im Voraus zu buchen, große Anschaffungen zu tätigen oder dich auf gemeinsame Projekte einzulassen. All das sind Hinweise darauf, dass ein Teil von dir denkt, dass die Beziehung keine Zukunft hat.

Was ist der Unterschied zwischen Krise und dem Verlust der Zukunftsperspektive?

In jeder Beziehung gibt es Phasen, in denen gemeinsame Träume in den Hintergrund treten. Wenn du oder dein Partner unter Stress steht, gesundheitliche Probleme hat oder ihr eine akute Krise durchlebt, ist es normal, dass der Fokus auf dem Hier und Jetzt liegt.

Der entscheidende Unterschied liegt in der Qualität: Ist die Zukunftsperspektive nur jetzt ausgeblendet, weil andere Dinge gerade dringender sind? Oder hast du tatsächlich aufgehört, deinen Partner in deine langfristigen Pläne einzubeziehen?

Ein Beispiel aus meiner Praxis: Maren und Thomas kamen zu mir, nachdem Thomas seinen Job verloren hatte. Maren erzählte, dass sie momentan nur von Tag zu Tag lebe und kaum an die Zukunft denken könne. Als ich jedoch nachfragte, ob sie sich grundsätzlich eine gemeinsame Zukunft mit Thomas vorstellen könne, antwortete sie ohne zu zögern: „Natürlich, wir überstehen das gemeinsam.“ Der Unterschied ist subtil, aber entscheidend: Trotz der Krise war ihr „Wir“ intakt.

Warum erkennen wir dieses Warnsignal oft zuletzt?

Interessanterweise ist der Verlust gemeinsamer Zukunftsträume oft das Warnsignal, das wir zuletzt bewusst wahrnehmen. Es betrifft nicht nur einzelne Aspekte der Beziehung, sondern ihren gesamten Sinn.

Dieses Warnsignal ist besonders schmerzhaft zu akzeptieren. Wenn du es erkennst, gestehst du ein, dass ein wesentlicher Teil der Verbindung verloren gegangen ist. Viele Menschen schieben diese Erkenntnis lange vor sich her, klammern sich an die Vergangenheit oder hoffen, dass das Gefühl der Verbundenheit zurückkehren wird.

In meiner Rolle als Therapeutin erlebe ich oft, dass dieses Warnsignal die größte emotionale Reaktion auslöst – sei es Trauer, Angst oder ein Gefühl der Befreiung. Denn wenn wir uns eingestehen, dass wir nicht mehr von einer gemeinsamen Zukunft träumen, müssen wir uns mit der Frage konfrontieren: „Will ich diese Beziehung überhaupt noch?“

Fazit: Was deine Zweifel dir wirklich sagen wollen

Wenn du bis hierher gelesen hast und die drei Warnsignale in deiner Beziehung erkennst, dann verstehst du jetzt vielleicht besser, warum du dich immer wieder fragst: „Will ich diese Beziehung überhaupt noch?“

Diese Frage ist ein Zeichen, dass dein Bauchgefühl dir sagt, da stimmt etwas nicht.

Die drei Warnsignale 1) das Schweigen 2) die Einsamkeit zu zweit und 3) der Verlust gemeinsamer Zukunftsträume, sind nicht einfach nur „Probleme“. Sie sind Risse in dem, was eine Beziehung ausmacht: Verbindung, emotionale Nähe und ein gemeinsamer Weg.

Einige meiner Paare zögern lange, bevor sie der Frage nachgehen. Heute helfe ich ihnen festzustellen, dass nicht die Antwort auf die Frage, ob du die Beziehung noch willst oder nicht entscheident ist. Sondern das Verständnis dafür, welche Muster und unerfüllten Bedürfnisse hinter den Zweifeln stehen.

Denn diese Muster nehmen wir mit – egal ob wir bleiben oder gehen. Deshalb ist es so wichtig, die Muster zuerst zu verändern. Und oft kommt dann die Liebe zurück. Wie bei Markus und Steffie.

Ob du deine aktuelle Beziehung neu beleben oder einen neuen Weg einschlagen willst – der erste Schritt ist immer das Verstehen, was in dir und zwischen euch passiert.

Wenn du die beschriebenen Warnsignale in deiner Beziehung erkennst und verstehen möchtest, dann ist mein Programm WertSchatz genau richtig für dich. Es hilft dir, deine eigenen Bedürfnisse zu verstehen, Konfliktmuster zu erkennen und Veränderungen anzustoßen. Dabei ist es im ersten Schritt nicht wichtig, ob dein Partner (noch) nicht bereit ist, aktiv mitzumachen.

Viele Paare berichten, dass einer eher skeptisch war und dann doch der Wunsch nach Nähe und Glück so groß waren, dass sie begeistert die Workbooks durchgearbeitet haben.

Der erste Schritt liegt bei dir – nicht weil du allein verantwortlich bist, sondern weil du die Kraft hast, etwas zu verändern.

Jutta Büttner

Endlich weniger Streit und Konflikte. Das ist dein Wunsch.

Die gute Nachricht: Das ist möglich. Du bist nur eine Entscheidung davon entfernt.

Gerade hindert dich noch etwas, jetzt loszulegen. Das ist okay.

Es ist dein Prozess. Nimm dir Zeit.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. crazy cattle 3d

    This article deeply resonated with me. The way it identifies the subtle signs of emotional distance and disconnection is incredibly insightful. It made me reflect on my own relationship and feel understood.

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