7 Denkmuster, die ich überwand und wie du das auch schaffst

Denkmuster bilden sich unentwegt. Das ist sinnvoll. Grundsätzlich dienen Denkmuster dazu, die komplexe Welt ein Stück einfacher zu machen. Genau dafür brauchst du Vorurteile. Schublade auf, Denkmuster rausholen, anwenden – Herausforderung gelöst. Leider blockieren sie uns auch. Sie verändern die Wahrnehmung der Welt und der Mitmenschen. Ich nehme nur das wahr, was zu meinen Denkmustern passt. Ich umgebe mich mit Menschen, die zu meinem Denkmuster passen. Das reduziert die Möglichkeiten, die ich habe. Und manchmal führen meine Denkmuster mich auf die völlig falsche Fährte. Daher ist es wichtig, die eigenen Denkmuster zu überprüfen. Hilfreich, oder nicht? Alles, was hilfreich ist, weiter nutzen. Alle Denkmuster, die in die Kategorie „Hinderlich“ fallen, zerstreuen.

Die Anzahl der hinderlichen Denkmuster ist größer als du dir vorstellen kannst – das sehe ich täglich in meiner Praxis: Das schaffe ich sowieso nicht. Andere können das Gleiche. Bestimmt merken alle, dass ich eigentlich weniger Ahnung habe, als ich sollte. Ich kenne diese Denkmuster auch. Früher haben sie mich daran gehindert, mein Potenzial zu entfalten. Finde heraus, ob du das ein oder andere Muster bei dir kennst. Hol dir meine Tipps, wie du den Hinderlichen auf die Schliche kommst.

1. „Wer sich nicht merken kann, wie man das schreibt, ist doof.“

Das habe ich wirklich lange geglaubt. Rechtschreibung ist eine Gabe. Und die zeigt, ob man tatsächlich intelligent ist. Trotzdem habe ich mein Abitur in der Tasche. Die Erlösung war die Rechtschreibhilfe im Computer. Hammer. Ich bin innerhalb von wenigen Sekunden um 70 IQ-Punkte geklettert. Ich habe mich auf das Berufsleben gefreut. Endlich nicht mehr von Hand schreiben. Ich nutze ein Tool, dass die Rechtschreibung überprüft. Ich liebe es, dass es mir die Kommasetzung vorschlägt. Bei Moderationen frage ich die Teilnehmer, wie das Wort geschrieben wird. Oder es steht halt mit der Rechtschreibung da, die ich gerade für richtig befunden habe. Ich streiche auch ungeniert durch und schreibe dann was anderes hin.

2. „Kommunikationstraining? Damit kannst du doch kein Business aufbauen. Das kann jeder im Buch nachlesen. Dazu gibt es unglaublich viele gute Videos.“

Warum sollte jemand ausgerechnet von mir wissen wollen, wie man wertschätzend miteinander spricht? Ich habe hier und da Videos geschaut und mich dann weiter entwickelt. Das Wissen aus einem Buch umsetzen, den Inhalt eines Videos auf sich selbst anwenden ist ein Talent. Und das Talent hat nicht jeder Mensch. Einige brauche Vormachen-Nachmachen und passgenaue Übungen, damit es klappt. Oder eine Erklärung, die mit anderen Worten und Bildern erklärt, worauf es ankommt. Und hier komme ich ins Spiel. Deshalb möchten Menschen von mir gecoacht werden. Damit sie ins Umsetzen kommen.

3. „Psychologie? Dafür hat man Freunde und gesunden Menschenverstand. Dafür zahlt doch keiner.“

Gesunder Menschenverstand ist in vielen Situationen hilfreich. Und gleichzeitig führt er uns gerne in die Irre. Mein Lieblingsbuch dazu ist von Rolf Dobeli „Die Kunst des klaren Denkens“. Er beschreibt 52 Denkfehler, die wir besser anderen überlassen. Im Gehirn sind Denkfehler eingebaut. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass wir Interpretationen und Zusammenhänge „sehen“. Sehen wir am Straßenrand also verschieden große Personen laufen, dann gehen wir davon aus, es ist eine Familie. Diese Personen gehören zusammen. Dass ich dieses psychologische Wissen weitergebe, ist Mehrwert.

4. „Für sowas habe ich kein Talent. Ich bin halt der Typ Funktion vor Ästhetik.“

Seit meiner Lehrer als Damenschneiderin verfolgt mich das Denkmuster, ich hätte kein Talent dafür, etwas schönzumachen. Es lag wirklich lange außerhalb meines Interesses, irgendetwas „schön“ zu machen. Dann habe ich erste Seminare gegeben. Teilnehmerinnen freuen sich darüber, wenn ich ein Flipchart gestalte. Es ist mir wichtig, dass die Menschen in meinen Seminaren lesen können, was da steht. Mit Talent hatte es wenig zu tun. Ich habe meine Schrift geübt. Und somit steht fest: Ich kann schön – wenn ich will.

5. „Du bist doch eher undiplomatisch. Ist das nicht schwierig bei wertschätzender Kommunikation? Das ist doch harmonisch.“

Ein wirklich großes Missverständnis. Wertschätzende Kommunikation ist überhaupt nicht für harmoniesüchtige Menschen geeignet. Der Kern aus meiner Sicht ist Klarheit. Ich bin mir im Klaren darüber, was ich wirklich will und dann gehe ich für mein Optimum. Wenn ich weiß, was mir wirklich wichtig ist, dann sind faule Kompromisse weniger drin. Das wirkt vielleicht auf den ein oder anderen ungewohnt. Und schwupp – kommt die Schublade, aus der ich wieder herausgeklettert bin.

6. „Wenn du nicht völlig fertig bist nach der Arbeit, dann war es keine Arbeit. Dafür kannst du dich nicht bezahlen lassen.“

Dieser Satz hat mich wirklich Schweiß gekostet. Wenn es irgendwo noch eine Extraaufgabe gab, habe ich mich gemeldet. Heute ist mir klar, es darf leicht sein. Ich kann einfach meine Talente einsetzen. Beispiel gefällig? Ich bereite gerne Flipcharts vor und übersetze Prozesse und Anweisungen in Bilder. Daran habe ich Spaß. Die Rückmeldungen sind fantastisch. Und der Wert einer Visualisierung ist unbezahlbar.

7. „Wer angestellt ist, gibt die Kontrolle über seine Arbeitszeit ab.“

Ein Termin ploppt in Outlook auf und schon habe ich ihn bestätigt, alle anderen Aufgaben oder hopla Arzttermine, geplante Ausflüge mit den Kindern – verschiebe ich. Das bekomme ich schon hin. Wenn ich angestellt bin, dann bestimmt der Chef. Das scheint mir besonders dann eine Falle zu sein, wenn du Teilzeit arbeitest. Es gibt immer diesen einen Termin, der genau an deinem geplanten freien Tag liegt und der so wichtig ist. Es ist meine Entscheidung, ob ich mir Zeit nehme. Ich erlaube es mir. Ich nehme die Termine an, die mir wichtig sind. Und es hat sich herausgestellt, dass dann die anderen ihre Termine verschieben. Oder es war überhaupt nicht so wichtig und lässt sich ganz anders lösen. Ich bin Herrin meiner Zeit.

So löst du limitierende Denkmuster auf 💥

Natürlich kannst du deine Denkmuster nicht auflösen. Sie sind ein wichtiger, sinnvoller Mechanismus. Es geht also darum, immer wieder zu überprüfen, ob deine Denkmuster dir dienlich sind. Deine Gedanken sind nicht die Wirklichkeit. Wenn du also ein Denkmuster aufspüren willst, dann überprüfe deine Wahrnehmung: Ist das wahr? Ist das eine Beobachtung, wie mit einer Kamera? Ohne Interpretation? Und kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?

Je nachdem, um welches Denkmuster es geht, ist diese Übung einfacher oder schwieriger. Wenn ein Autofahrer in meine Spur schneidet und ich abbremsen muss, dann kann ich leicht meine Wahrnehmung drehen. Vielleicht hat der andere die Lücke anders eingeschätzt. Vielleicht ist mein Sicherheitsbedürfnis nach Abstand vom vorausfahrenden Autofahrer größer als das des anderen.

Wie verhält es sich aber mit dem Denkmuster „Du musst die Termine annehmen, die dir dein Vorgesetzter schickt.“ Der Termin erscheint wirklich wichtig und wenn du nicht teilnimmst, dann fehlt deine Expertise. Und wenn du nicht erscheinst, dann kannst du nicht netzwerken und wirst bei der nächsten Beförderung übersehen. Vielleicht ist das der wichtigste Termin überhaupt? Und wenn das dann auch noch der zweite oder dritte Termin ist, den du in Folge ablehnst? Du merkst, dann wird es herausfordernd. Dann beginnt dein Selbstgespräch. Versuche verschiedene neue Gedanken zu basteln. Vielleicht wirst du als Führungskraft genau dann geschätzt, wenn du für dich einstehst und eben nicht alles möglich machst. Vielleicht qualifizierst du dich genau dadurch für den nächsten Job.

Mit jeder Variation von ebenfalls wahren Gedanken schaffst du dir die Möglichkeit, dir einen auszusuchen. Schließlich könnten sie alle wahr sein. Gleichzeitig gibt es wirklich hartnäckige Gedanken. Da kann es hilfreich sein, sich eine Sparringspartnerin zu suchen. Oder über ein Tanzparkett, sich über sich selbst klar zu werden. Ich kann hier nur schreiben, es lohnt sich. Probiere es aus.


Hol dir ein Kennenlerngespräch. Gemeinsam können wir ausloten, ob deine Denkmuster noch zu retten sind.

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