3-Konten-Modell für Paare: Gemeinsame Ausgaben, individuelle Freiheit

„Schatz, möchtest du ein gemeinsames Konto mit mir?“ Ich bin gerührt. Nur ein gemeinsames Konto? Das ist mir dann doch zu wenig persönliche Freiheit. Deshalb wählen wir das 3-Konten-Modell. Denn ich habe eine klare Vorstellung, dass Geld nicht nur Anerkennung meiner Arbeit, Energieausgleich und Wertschätzung ist, sondern ein probates Machtmittel darstellt. Deshalb sollte ich wirklich mein eigenes Geld besitzen.

Noch immer ist es nicht selbstverständlich, dass in Partnerschaften über Geld gesprochen wird und finanziellen Fragen offen geklärt werden. Obwohl Geld eine zentrale Rolle für Spannungen und Konflikte darstellt, ist es noch immer unangenehm es offen anzusprechen. Paare beschäftigen sich lieber damit, wer die Zahnpaste bezahlt, als eine tragfähige Regelung zu treffen. Besonders dramatisch ist es dann, wenn im Streit die Machtkeule „du lebst auf meine Kosten“ ausgepackt wird. Dann ist der Schaden groß.

Weshalb regeln Paare die Geld-Frage nicht? Das könnte daran liegen, dass einige Paare keine Vorstellung darüber haben, welche Möglichkeiten es gibt, fair finanziell miteinander umzugehen. Denn ein Gemeinschaftskonto alleine ist nicht die Lösung. Eine interessantere Möglichkeit ist das 3-Konten-Modell. So behält jeder seine finanzielle Freiheit und gleichzeitig maximale gemeinsame Sicherheit. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch zeigen, wie dieses Modell funktioniert und welche Vorteile es bietet.

Warum ein Gemeinschaftskonto?

Der Mensch lebt nicht gern alleine. In der Konsequenz führt das dazu, dass Menschen zusammenziehen. Besonders ab dem Zeitpunkt führt man gemeinsam einen Haushalt und ein Gemeinschaftskonto erleichtert den Alltag. Mit einem gemeinsamen Konto können beide PartnerInnen die geteilten Ausgaben wie Miete, Lebensmittel oder gemeinsame Urlaube einfach und transparent abwickeln. Das lästige Klären von Rechnungen und das Hin- und Her-Überweisen entfallen somit.

Indem das 3-Konten-Modell die gemeinsamen Ausgaben auf ein Gemeinschaftskonto lenkt, werden finanzielle Entscheidungen zu einem gemeinsamen Prozess. Es ermöglicht den Partnern, ihre individuellen Einkommen auf separaten Konten zu behalten. Sie bleiben finanziell unabhängig. Diese Aufteilung schafft Raum für persönliche Bedürfnisse und beide Partnern können frei über ihr eigenes Geld zu verfügen.

Das 3-Konten-Modell trägt dazu bei, die patriarchalen Machtstrukturen, die mit Geld verbunden sind, zu durchbrechen. Beide PartnerInnen sind gleichberechtigt an den Entscheidungen über gemeinsame Ausgaben beteiligt. Es entwickelt sich eine Atmosphäre des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Es eröffnet den Raum für Kommunikation, in der Bedürfnisse und Wünsche auf gleicher Augenhöhe besprochen werden können. Dabei bleibt die Möglichkeit, über einen persönlichen Teil des Geldes frei zu entscheiden. Und dieser Teil ist nicht wie früher ein „Taschengeld“ und von der Großzügigkeit der „reicheren“ PartnerIn abhängig.

Ein gemeinsames Konto wird noch wichtiger, wenn man verheiratet ist oder Kinder plant. Die Kosten für die Familie steigen deutlich an. Es kommen gemeinsame finanzielle Entscheidungen dazu, die das Wohl der Kinder betreffen. In modernen Partnerschaften, in denen beide Partner arbeiten und sich gleichberechtigt um die Erziehung kümmern, ist ein gemeinsames Konto daher eine praktische Lösung.

Raum ist in der kleinsten Hütte
Für ein glücklich liebend Paar;
Doch bei näherer Betrachtung
Nimmt man ein’ge Kosten wahr.
Und je mehr die Lieb thut wachsen,
Desto enger wird der Raum,
Desto mehr des Geldes braucht man,
O, man glaubt es Anfangs kaum.

Fliegende Blätter, humoristische deutsche Wochenschrift, 1845-1944

Das 3-Konten-Modell im Überblick

Das 3-Konten-Modell bietet die Möglichkeit, gemeinsame Ausgaben zu regeln, während jede PartnerIn gleichzeitig über ihr eigenes Geld verfügen kann. Und so funktioniert es:

  1. Gemeinschaftskonto: Alle Einnahmen beider PartnerInnen werden auf ein Gemeinschaftskonto überwiesen. Von diesem Konto werden alle Ausgaben beglichen, die die Gemeinschaft betreffen, wie beispielsweise Miete, Lebensmittel, Auto oder Kinderkosten.
  2. Eigene Konten: Das übrige Geld wird 50/50 auf die individuellen Konten der PartnerInnen überwiesen. Jede PartnerIn hat somit ihr eigenes Budget zur freien Verfügung. Ob es für einen Jungsabend, Kurztrip mit den Freundinnen, die Altersvorsorge oder andere persönliche Ausgaben verwendet wird, liegt in der eigenen Entscheidung.

Beispielrechnung:

PartnerIn 1 verdient 1200 Euro.
PartnerIn 2 verdient 2500 Euro.
Die monatlichen Haushaltsausgaben betragen 2000 Euro.
Es bleiben 1800 Euro, die jeweilst zur Hälfte auf die individuellen Konten überwiesen werden.

PartnerIn 1 hat 900 Euro zur freien Verfügung.
PartnerIn 2 hat 900 Euro zur freien Verfügung.

Die Verantwortung für die gemeinsamen Finanzen übernehmen beide Partner.

Nadine aka Mrs. Coasting to FIRE kommentierte: "Ergänzen würde ich zum Gemeinschaftskonto noch, dass jeder der beiden Kontoinhaber zu jedem Zeitpunkt auf das gesamte Geld zugreifen kann. Das kann in einem unschönen Trennungsfall dann ggf. mal böse ausgehen, wenn beide Gehälter auf‘s Gemeinschaftskonto gehen. Bei uns gehen unsere Gehälter zum Beispiel auf jeweils eigene Konten (wobei wir gegenseitig Kontovollmachten haben). Mit der Konstruktion fühle ich mich persönlich wohler." 

Ist 50/50 fair?

Eine Frage, die sich bei diesem Modell oft stellt, ist, ob die gleichmäßige Aufteilung des übrigen Geldes fair ist. Manche mögen argumentieren, dass es ist unfair, wenn beide Partner denselben Betrag erhalten, unabhängig von ihrem individuellen Einkommen.

Bei meinem Vortrag „Liebling, lass uns über Geld reden“ war das ein intensiv diskutiertes Thema. Halbe/Halbe ist eine Möglichkeit. Es besteht auch die Möglichkeit, dass jeder prozentual zu seinem Einkommen in die Gemeinschaftskasse einzahlt. Doch was, wenn die PartnerIn, die mehr verdient, gern Bio-Produkte einkaufen möchte, die sich die andere PartnerIn gar nicht leisten kann oder will?

Die Prozentzahl ist nicht in Stein gemeißelt. Wenn beide Partner der Meinung sind, dass eine gleichmäßige Aufteilung nicht gerecht ist, finden sie eine andere Lösung. Richtig und falsch gibt es nicht. Es muss für dieses Paar funktionieren. Dazu kommt, dass nach der Verhandlung vor der Verhandlung ist. Legt gern fest, wann das Thema wieder auf die Agenda kommt. Automatisch oder bei Gehaltsveränderungen? Das Ziel des 3-Konten-Modells ist es, gemeinsame Ausgaben zu regeln und gleichzeitig finanzielle Unabhängigkeit zu gewährleisten.

Alternative Variante: Das 4-Konten-Modell

Neben dem 3-Konten-Modell gibt es auch alternative Varianten. Zum Beispiel das 4-Konten-Modell. Das vierte Konto kann für größere oder jährliche Ausgaben bespart werden. Neben den drei Konten, die bereits im 3-Konten-Modell vorhanden sind, wird ein viertes Konto eröffnet, auf das vorher festgelegte Sparbeträge eingezahlt werden. Auf diese Weise können gemeinsame Sparziele wie der nächste Urlaub oder die Anzahlung für eine Immobilie finanziert werden.

Fazit

Das 3-Konten-Modell ist eine praktische Möglichkeit, die finanziellen Angelegenheiten in einer Partnerschaft zu regeln. Es ermöglicht sowohl die gemeinsame Abwicklung der Ausgaben als auch die individuelle Verfügung über eigenes Geld. Durch diese Aufteilung sparst du dir den ein oder anderen Streit über das Geld. Gleichzeitig bleibt jeder in der Beziehung finanziell unabhängig.

Mit dem 3-Konten-Modell bekommst du Geld und Liebe unter einen Hut. Neben Vertrauen bekommst du Sicherheit und Freiheit. Du hast Klarheit darüber, was ihr gemeinsam bezahlt und wie viel Geld dir für deine persönlichen Bedürfnisse zur Verfügung stehen.

Sollte der Fall eintreten, dass die Liebe doch nicht hält, sind alle finanziellen Angelegenheiten leicht zu regeln. Du kennst jeweils Einnahmen und Ausgaben.

Du kannst ganz individuell verhandeln, ob ihr 50/50 oder in einer anderen Prozentzahl die gemeinsamen Kosten aufteilt.

Laut einer Studie ticken Paare relativ schnell beim Geldausgeben unterschiedlich. Gleichgültig, ob sich zwei geizige Menschen oder zwei verschwenderische Typen als Paar zusammentun. Innerhalb von kurzer Zeit übernimmt die eine Person, die sparsame Position und die andere Person bekommt die Zuschreibung VerschwenderIn. Das bedeutet, Diskussionen sind vorprogrammiert. Das kannst du umgehen, in dem du transparent und klar regelst, welcher Betrag ist gemeinsam und welcher Betrag steht individuell zur Verfügung.

Häufig gestellte Fragen zum 3-Konten-Modell

  1. Ist das 3-Konten-Modell für alle Paare geeignet? Das 3-Konten-Modell kann für viele Paare eine gute Lösung sein, um die finanzielle Verwaltung zu vereinfachen. Es ist jedoch wichtig, dass beide Partner offen für dieses Modell sind und bereit sind, über Geldangelegenheiten zu sprechen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen.
  2. Was passiert, wenn die Partner unterschiedliche Sparziele haben? Wenn die Partner unterschiedliche Sparziele haben, ist es wichtig, offen darüber zu sprechen. Der erste Schritt ist, herauszufinden, was ihr wirklich, wirklich, wirklich wollt.
  3. Geht das auch mit Patch-Work, wenn die PartnerInnen noch Verpflichtungen haben aus vorherigen Beziehungen? Ein ganz klares Ja von meiner Seite. Dann ist es besonders empfehlenswert. Die Verpflichtungen werden dann über das individuelle Konto abgewickelt.
  4. Gibt es noch weitere Ideen, wie das Geld verwaltet werden könnte? Meine liebe Bloggerkollegin Nadine Mrs. Coasting to FIRE hat einen Artikel zu ihrer Familienfinanzverwaltung veröffentlicht.

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Gute Zusammenfassung, liebe Jutta! Ich finde auch, dass man in einer Partnerschaft auf jeden Fall volle Transparenz über seine Finanzen haben sollte.

    Ergänzen würde ich zum Gemeinschaftskonto noch, dass jeder der beiden Kontoinhaber zu jedem Zeitpunkt auf das gesamte Geld zugreifen kann. Das kann in einem unschönen Trennungsfall dann ggf. mal böse ausgehen, wenn beide Gehälter auf‘s Gemeinschaftskonto gehen. Bei uns gehen unsere Gehälter zum Beispiel auf jeweils eigene Konten (wobei wir gegenseitig Kontovollmachten haben). Mit der Konstruktion fühle ich mich persönlich wohler.

    Liebe Grüße,
    Nadine aka Mrs. Coasting to FIRE

  2. Jutta Büttner

    Liebe Nadine,
    vielen Dank für den Hinweis. Ich habe den Kommentar oben eingepflegt, damit er gesehen wird.

    Wir haben uns dafür entschieden, dass jeder sein Gehalt auf sein Konto bekommt. Wir zahlen auf das Gemeinschaftskonto einen fixen Betrag ein. Als Patchwork-Familien-Eltern ist es eine Herausforderung, die Kosten miteinander so abzugleichen, dass es fair ist. Es gibt Immobilien-Schulden, Unterhaltszahlungen und Kinder eines Elternteils, die mit im Haushalt wohnen. Und das ganze ohne Trauschein.
    Wir haben also nicht alles zusammengeworfen, sondern „nur“ ein Gemeinschaftskonto für gemeinsame Ausgaben.
    Liebe Grüße
    Jutta

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