Mein Weg zur selbstständigen Kommunikationstrainerin

Frau blickt nach oben im Treppenhaus.
Da ist noch viel Luft nach oben.

Von heute aus gesehen ist es ganz erstaunlich, dass ich selbstständige Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation geworden bin. Oder vielleicht auch nicht?
Als Kind war es mir ganz klar, dass ich später genauso wie mein Vater bei der Eisenbahn arbeiten werde. Er hat bei der Instandhaltung gearbeitet. Dort haben wir ihn auch ab und zu besucht. Ich fand es beeindruckend.

Mir hat die Vorstellung, bei der Bahn zu arbeiten, die Sicherheit gegeben, um einen völlig anderen Weg einzuschlagen. Ich grinse über meine eigene Naivität. Ich dachte, mein Vater kann mich da rein bringen. So, wie es in Filmen vorkommt.
Heute vertraue ich in mich selbst. Nachdem ich lange Zeit, das gearbeitet habe, was der Markt von mir wollte, zeige ich der Welt, was ich kann. Es werden die zugreifen, die wirklich Veränderung wollen.

  1. 1975-1988: Schule läuft. Eigentlich musste ich mich überhaupt nicht für die Schule anstrengen. Das wurde leider durch meine fehlenden Rechtschreibkünste überlagert. Ich persönlich fand das gar nicht so dramatisch, meine Eltern schon. Damals gab es in Hessen noch die Förderstufe. Statt nach der 4. Klasse, ging ich nach der 6. Klasse auf das Gymnasium. In diesen zwei Jahren habe ich mich gemausert.
Ich habe meine Eltern gebeten, Kindheitsbilder zu schicken. Fantastisch, wie gut sie mit der Technik umgehen. Ich bin die Mittlere.
  1. Januar 1990: Was meine Schwester kann, kann ich auf alle Fälle auch! Meine Schwester hat sofort nach dem Abi ihr Studium der Germanistik begonnen. Nachdem ich eine Lehre gemacht hatte, habe ich entschieden, dass ich auch studieren will. So eine Schwester ist ein tolles Vorbild. Aus den Erfahrungen meiner Schwester habe ich geschlussfolgert, dass ich ein Studium wähle mit Berufsbild. Da ich gut mit Menschen kann, habe ich Psychologie gewählt.
  2. April 1990: Ich schreibe mich an der Johann-Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt ein. Ein Schelm, der sich wundert, dass dort auch meine Schwester studierte. Ich wähle Psychologie als Fach. Eins weiß ich sicher – ich will keine Therapeutin werden. Gleichzeitig arbeite ich bei der Firma Quadriga in Offenbach, um mein Studium zu finanzieren. Während andere wegen des Nebenjobs länger brauchen, war es für mich leichter. Ich habe gelernt, strukturiert Aufgaben abzuarbeiten.
Frankfurt am Main vom Eisernen Steg aus betrachtet.
  1. 1995 – 2000: Ich liebe Wohngemeinschaften. Je größer, desto besser. Ich brauche Menschen um mich herum. Und dabei ist es mir überhaupt nicht lästig, mich mit anderen auseinander zu setzen. Ich habe es sehr genossen, in WGs zu leben. Es ist spannend, zu erleben, wie Menschen mit Herausforderungen umgehen. Meine Freundin hat bei Kummer gebacken. Ich öffne die Wohnungstür und es war klar, welche Stimmung in der Küche herrscht. In Tübingen hat der Mitbewohner versucht durch „Vorwurfshäufchen“ (zusammengekehrter Dreck in der Zimmermitte zurückgelassen) alle anderen zu erziehen. Er hat sicherlich nicht mit unserem Widerstand gerechnet.
  2. August 1997: Ich war so stolz, dass ich eine ‚echte‘ Psychologenstelle bekommen habe. Meine erste Stelle war in der Justizvollzugsanstalt Rottenburg. Diese Stelle habe ich zu Recht bekommen. Ich war die erste Frau in der JVA, die Hintergrunddienst machen durfte. Eine Woche lang durfte ich entscheiden, was nachts zu tun sei in der Anstalt. Ich habe eine eigene Abteilung geleitet. Nach 4 Jahren habe ich festgestellt, dass ich nicht mehr Teil einer Strafe sein möchte.
  3. Januar 1999: Ich werde Verkehrspsychologin. Meine Selbstständigkeit startet. Für mich ist es ein Meilenstein. Ich gehe ins Vertrauen, dass das da in Hamburg ein seriöses Angebot ist. Und YEAH! Da bin ich noch immer tätig. Hast du Probleme mit deinem Führerschein? Melde dich.
  1. Herbst 2003: Anwältin des Kindes – Verfahrenspflegerin fasziniert mich. Ich absolviere eine komplette Ausbildung. Gleichzeitig fehlt mir das Wissen, wie Marketing und Buchhaltung geht. Ich bleibe in meinen wechselnden Angestelltenverhältnissen. Heute würde ich sagen, ich steckte im Lock-In-Effekt. Vielleicht war es ganz anders. Ich habe Familie gegründet und dafür meine Zeit und Energie eingesetzt.
  2. 2007-2014: Ehrenämter, ich komme! Hat jeder in der Kinderphase eine intensive ehrenamtliche Phase? Ich habe mich im Kindergarten und in der Schule engagiert. Nach meiner Zeit als Kindergartenelternbeirätin werde ich Schriftführerin im Förderverein der Silchergrundschule. „Ich werde sie vermissen. Sie haben uns den Rücken frei gehalten.“ war die Rückmeldung für mich von Frau Zimmermann. Bis dahin hatte ich gar nicht klar, was meine besondere Fähigkeit ist: Ich kann Konflikte entschärfen.
Ich freue mich so, dass drei Kinder mein Leben bereichern. Heute sind es junge Menschen und alle besonders.
  1. Januar 2015: Gewaltfreie Kommunikation tritt in der Person von Peter Baum in mein Leben. Über eine Empfehlung starte ich in der LebensWerkstatt und bekomme das Projekt „Umgang mit Gewalt“ übertragen. Das ist mein Thema. Ich bin nicht zu halten. Ich überzeuge den Vorstand, dass alle Menschen in der LebensWerkstatt in gewaltfreier Kommunikation geschult werden. Alle weiteren Verfahren, wie wir miteinander umgehen, verändern sich in diese Richtung. Und das Projekt lebt bis heute fort!
    Hey, wenn du das genauer wissen willst, dann lies hier.
  2. März 2021: Meine Zeit ist da! Ich bin bereit, selbstständig zu werden. Oder doch noch nicht so ganz? Meine Kooperation mit Heike Acker endet schneller als ich es mir gewünscht hätte. Wir wollten Trainerinnen überzeugen, auf neue Umgangsweisen im Sport zu setzen. Schluss mit Strafrunden und anderen Formen, Kinder und Jugendliche zu disziplinieren. Schließlich ist jeder freiwillig in seiner Freizeit da. Im Jahresrückblick habe ich es verarbeitet. Wenn du Trainerin bist oder eine Funktion in einem Sportverein hast und Veränderung willst, melde dich.
  3. Mai 2021: AufmerkZeit – Die Geschichte einer geglückten Trennung!
    Meine Freundin Jasmin Buck bietet mir an, gemeinsam ein Produkt zu entwickeln. Sie hat schon verschiedene Ideen. Es sollen drei Schachteln werden, mit allem, was ich brauche um eine Auszeit zu nehmen. Es ist verführerisch. Ich sage zu. AufmerkZeit entsteht. Doch ich merke, das ist es nicht mein Weg. Und jetzt gelingt uns das Fantastische. In einem Gespräch trennen wir uns geschäftlich und bleiben Freundinnen. Das interessiert dich? Lies hier.
Von Anfang an meine technische Unterstützung: Thomas Borel. Das Foto entstand auf der Konfirmation des Sohnes von Jasmin Buck. Unsere Freundschaft hält.
  1. September 2021: Jetzt bin ich reif. Nachdem ich die Trainerausbildung 2021 abschließe, frage ich nach der Möglichkeit einer Assistenz. Und 2022 bin ich Assistentin in der Trainerausbildung. Mein Selbstvertrauen explodiert. Wow. Und ich stelle fest, ich bin gut.
  2. Oktober 2021: Fehlinvestition, und? Ich habe soviel Wissen angesammelt über den Inhalt meiner Selbstständigkeit, dass ich völlige Klarheit darüber hatte, jetzt braucht es Strategien und Prozesse, die in den Bereich Verkaufen fallen. Meine erste Investition war ein Flop. Na und? Ich bin mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Jetzt suche ich dafür die passenden Begleiterinnen.
  3. Dezember 2021: Erschreibe dir Klarheit! Das ist der Satz, mit dem mich Judith Peters fängt. Und damit starte ich in mein Blogabenteuer. Ich war verkrampft. Es ist eine Herausforderung, sich auf eine Positionierung festzulegen. Und ich konnte mich einfach nicht festlegen. Statt nur zu denken, bin ich ins Tun gekommen. Artikel über Artikel sind entstanden. Mit dem Bloggen kam der Spaß zurück. Und ich stellte fest, dass überhaupt nicht jeder so leicht Texte schreiben kann.
Bloggen geht immer und überall. Ein Gedanke und schon ist es ein Text.
  1. Heute: Ich weiß, was ich kann. Ich kann Kommunikation. Und ich kann etwas einstecken. Wenn jemand wissen will, wie das geht, dann ist er bei mir richtig. Ich freu mich auf dich!

Würdest du gerne mit anderen wertschätzend umgehen?
Abonniere meinen Newsletter und tauche ein in das JuttaVersum.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Dana

    Wow liebe Jutta, was für eine Reise. Und sie ist noch lange nicht zu Ende! Ich drück Dir ganz doll die Daumen für alles, was noch kommen darf.

  2. Heike Brandl

    Sehr cool geschrieben! Mit deiner Vielfalt an Erfahrungen bist du ein echter Crack in Sachen Kommunikation. Deine Zeit ist definitiv da!

  3. Marita

    Was für eine tolle Geschichte, vielen Dank fürs Teilen. Ich wollte Kommunikationstrainerin werden weil ich früh begriffen habe, wie viel Potenzial darin steckt. Die Gewaltfreie Kommunikation habe ich in einer Mediationsausbildung kennengelernt und finde sie toll. Spannend, wie sich die Wege entwickeln und in welchem Kontext man sein Wirkungsfeld findet.

    Viel Erfolg und herzliche Grüße aus München von Marita

    1. Jutta Büttner

      Hallo Marita, Lebenswege und Geschichten darüber sind so spannend. Liebe Grüße aus Heilbronn

Schreibe einen Kommentar